Götterfraß

Es sammelt sich das Ungewissen,
Das schon manches hat entzweigerissen,
Das durch die Wände dorthin rinnt,
Wo es Leiden, Schaden, Schmerzen bringt.
Wohin willst du bitte ziehen,
Wohin vor den Liedern fliehen,
Die von Innen tiefer tropfen,
Aus längst versenkten Särgen klopfen.
Ich kenne all das Zweifeln, all das Hadern,
All die Leichen, die dort lagern,
Wo du, gleich mit wie viel Tränen,
Wie viel Schiffen, wie viel Kähnen,
Niemals darauf hoffen kannst,
Das Ufer zu erreichen,
Von dem du einst in Unschuld kamst –
Die Lagerstätte deiner Lebensleichen.

Leichenleben, immer wieder
Brichst du vor den Toren nieder,
Welche dir das Licht bedeuten,
Dessen sich die Leeren freuten,
Denen du einst angehörtest,
Bevor du dich dir selbst zerstörtest,
Bevor du in dich selbst geblickt,
Bis du dann an dir erstickt.

Du bist voll Flehen, bist voll Gift,
Bist die Welle, die sich bricht,
An den Steinen dieser Welt
Ohne Unterlass zerschellt,
Die keine Spuren hinterlässt,
Nur den Stein auf’s Neue nässt,
Der dann, beim nächsten Sonnenschein,
Zeigt, dass nichts sich ändert, alles bleibt.

Die Erkenntnis liegt schon lange in dir,
Doch du schweigst, wie stets, zu spät.
Und doch, dass du dich all dem hingibst
Zeigt, dass du all das verstehst.

Wenn die Zeit einst nicht mehr ist
Und du im letzten Wann zerbrichst,
An deiner Träume hohen Klippen,
Hört man von den blassen Lippen:

Vergängnis ist, und das sagt viel,
Des Lebens angestrebtes Ziel.
Ewigkeit, und das sagt mehr,
Ist, was Streben letztlich nährt.

 

[2013]

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