Bahnhof des Lebens

Ich sitze im Zug, fahre ins Nirgendwo,
Hoffe, Antworten zu finden, irgendwo,
Auf all diese Fragen, die mich bewegen,
Die mich vernichten, mich wiederbeleben.
Ich brauche keine großen Ziele
Oder Ideale oder geistige Führer,
Brauche eigene Gedanken, viele,
Über den anderen stehe ich meistens drüber.
Ich fahre durch die Bahnhöfe,
Sie sehen meist aus wie geklont.
Kreiselfahrt mit steigender Größe,
Keine Durchsage spricht je – Endstation.
Jemand kommt vorbei: „Fahrkarte bitte“
Ich flüchte, habe nicht bezahlt, habe keine Lizenz,
Steige aus, wo ich schon war, warte ein bisschen,
Gehe zum Automaten, brauche ein Ticket zur Existenz.

Im nächsten Zug, die gleichen Gleise,
Angst davor, nur in Kreisen zu reisen,
Angst davor, wieder die Kontrolle zu verlieren,
An irgendeinem Punkt im Kreis zu stagnieren,
Vor Zwischenhalten mit Verzögerung auf den Strecken,
Auf einer Brücke den Halt zu verlieren,
Mich zu verletzen beim Anecken,
Es sind so viele Dinge, die mich abschrecken.
Und wer weiß, vielleicht kommt der Tag,
An dem man mir sagt:
Endstation.
Und wer weiß schon,
Ob ich es schaffe, auszusteigen;
Mich der Welt im Licht zu zeigen.
Licht der Erkenntnis, hell und tückisch,
So paradox, dass es fast verrückt ist –
Kenne keinen, dem der Ausstieg je geglückt ist.

Was bleibt mir übrig, als mich umzusehen,
Wer ein Abteil mit mir teilt,
Auf den gleichen Gleisen verweilt?
Vier Augen können besser durch das Dunkel sehen,
Als zwei, eins, oder drei.
Und falls ich jemanden finde,
Ist die Reise dann schon früher vorbei?
Egal wie ich mich winde,
Ich muss gestehen,
Ich habe diesen Menschen schon einmal gesehen,
Aber habe ihn verloren
Auf rasenden Korridoren.
Mit mir fährt nur mein bester Freund;
Er ist, so wie ich, sehr verwirrt drauf,
Hat, wie ich, genug von dem Zeug.
Wir schauen aus dem Fenster, scheißen drauf, und machen das nächste Bier auf.

[Ende 2013]

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