Ich weiß, dass die Zeit vergeht,
Auf einem viel zu steilen Weg.
Ich weiß, dass am Horizont
Kein Stein mehr auf dem anderen steht.
Ich weiß, dass das alte Haus,
Das einst dort am Bahnhof stand,
Und auf dem Feld
Die alte Bank,
Und auch die Malerei
Auf deiner Hand, an deiner Wand
Nicht mehr mit dem Jetzt verwandt.
Von allen Schritten,
Die ich erschleiche,
Wird keiner je dem anderen gleichen.
Von all den Himmeln,
Die ich sehe,
Wird keiner mehr dort oben stehen.
Der Bahnhof, wie oft war ich dort,
Er steht für jeden mir vertrauten Ort,
Der sich mir in den Kopf gebohrt,
Durch Liebe oder Liebesmord.
Es ist egal, ob schön oder hässlich,
Ob lieblich oder verdrießlich und grässlich,
Der Mensch sehnt stets nur das herbei,
Was unerreichbar oder längst vorbei.
Aber wem erzähle ich das?
Ich kenne dich nicht.
Da ist allenfalls noch
Eine Hülle, ein Gesicht,
Das mir bekannt erscheint,
Doch du bist eine and’re,
Die nicht mehr lacht, nur weint,
Du hast dich längst verwandelt.
Ich weiß noch, ich habe dich geliebt,
Das heißt, dein altes Ich geliebt,
Das schöne, starke, frohe,
Das vor noch nichts geflohen.
Aber wirklich, ich sehe das nicht,
Der Kern hält nicht, was die Hülle verspricht.
Und heute sehe ich, ungetrübt,
Hab am Ende nur dein Bild noch geliebt.
Aber wer erzählt dir das?
Sieh mich an!
Sind an meinen Flügeln
Denn noch Federn dran?
Bin ich nicht lange schon
Anders als du mich jetzt brauchst?
Habe ich nicht ungeschont
Unsere Liebe aufgebraucht,
Den Wandel Zug um Zug geraucht?
[2012]